Monatelang hat mein Leben sich gleichmäßig die Tage erobert. Manche gingen so leise, wie sie gekommen waren, andere sogar unbemerkt, viele aber auch erfüllt mit einer großen Zufriedenheit. Wenig Probleme, viele schöne Erlebnisse und die Gewißheit, dass es uns gut geht, wofür ich immer dankbar bin.
Vor ein paar Monaten ist auch die Sonnensterntochter ausgezogen, woran ich mich erst sehr gewöhnen musste, aber auch diese Veränderung ist inzwischen halbwegs verschmerzt.
Das Leben sucht sich neue Wege und ich tappse einen anderen Pfad entlang, der wieder mehr an mir und meinem Partner orientiert ist. Soweit so gut.
Bis vor 5 Wochen, als mir am Abend plötzlich diese Beule am Hals meines Mannes auffiel. Was konnte das sein. Er wusste es auch nicht und hatte es selbst noch gar nicht bemerkt.
Ich besorgte ihm zügig einen Termin bei der Hausärztin, was sich durch Ostern noch verschob und schon da war ich irgendwie unruhig.
Die Ärztin übwies ihn an den HNO-Arzt und machte eher den Eindruck, als wenn sie damit möglichst nichts zu tun haben wollte.
Der HNO machte Ultraschall und eine allgemeine HNO Untersuchung mit dem Resultat „Gehen sie bitte schnellstmöglichst zum MRT“, auch eine Blutabnahme wurde angeordnet.
Da wurde das dumpfe Gefühl im Bauch schon größer. Das Angsttier schälte sich aus seiner Verpackung und machte es sich in meinem Innern gemütlich.
Zwischen den Terminen vergingen jeweils Tage. Zeit die ich mit recherchieren verbrachte. Eine Spurensuche, die ich niemandem empfehlen würde. Das Angsttier frißt sich daran fett und rund und drückt alle anderen Organe zur Seite.
Nach dem MRT das Gespräch beim HNO. Das Ergebnis wäre nicht eindeutig, aber der Lymphknoten wäre erheblich geschwollen, das bedeutet Alarmstufe rot. Das muss näher untersucht werden. Es könnte ganz harmlos sein, aber es könnte auch etwas Bösartiges dahinter stecken.
Da war der Verdacht zum ersten Mal ausgesprochen. Die Tage kriechen dahin. Die erste Panikwelle ist bei mir schon verebbt und ich habe meine Ruhe halbwegs wieder gefunden. Während mein Mann eine bewundernswerte Ruhe an den Tag legt. Bis zum Krankenhaustermin, der erneut 2 Wochen auf sich warten ließ, haben wir alles normal weiterlaufen lassen und dsa hat uns gut getan. Sonst wird man irre. Und mit jedem Tag der verging, rückte die Gefahr wieder etwas in den Hintergrund.
Dennoch wurde es in der Klinik dann wieder aufregend. Man saugt jeden Wimpernschlag und jede kleine Anmerkung der Ärzte auf, in der Hoffnung, es könnte ein gutes Zeichen geben.
Einige davon gibt es durchaus, dennoch ist alles unsicher und es könnte sich ebenso das Gegenteil herausstellen.
Überraschend wurde nicht nur eine Gewebeprobe entnommen und eine Spiegelung des Rachenraums gemacht, sondern auch gleich die Mandeln mit entfernt, da eine von ihnen verdächtig groß aussah.
Und man ist jetzt mit Besuchen beschäftigt und dem Wunsch, dass die OP-Folgen schnell überwunden sein mögen. – Wenn man erstmal im Krankenhaus ist, fühlt man sich auch gleich krank, sagte er zu mir, der sich bis zu dem Moment kerngesund gefühlt hatte. Es gibt auch keinerlei Begleitsymptome oder sonstigen Beschwerden, nur diese Beule am Hals.
Und auch wenn ich inzwischen wieder zuversichtlicher bin und glaube, es muss sich doch alles gut auflösen, so bleibt da doch diese Ungewißheit und die Möglichkeit, dass doch etwas Böses dahinter stecken könnte. Und man kann gar nicht anders, als in den freien Stunden immer wieder daran zu denken, welche Diagnose uns wohl erwartet.
Diese Angst bringt das ganze Leben durcheinander, Alltagsdinge treten in den Hintergrund, vieles wird unwichtig, man stellt das Leben plötzlich in Frage, was wird wenn… und schon der Gedanke ist so ungeheuerlich, dass er einen fast umhaut.
Auch wenn wir immer noch so tun, als ginge es erstmal nur um die Erholung von einer Mandeloperation, so spüre ich das Angsttier schon wieder rumoren, es wartet nur auf den Moment, wo es sich wieder ausbreiten und in mir wachsen kann…. jeden Tag der dem Ergebnis näher rückt, wächst es ein Stück weiter.
Was erwartet uns. Wie wird unser Leben sich weiter gestalten…?
Hallo Strandläuferin,
ich wünsche Dir und Deinem Mann ganz viel Kraft! Solche Ereignisse ziehen einem den Boden unter den Füßen weg.
Ich schicke Dir viele gute Gedanken!
Viele Grüße
Dörte
Dankeschön. Können wir brauchen. Hab Dir ja schon per Mail geantwortet.